Not so bad as it seemed

It is not easy, the day after, to gain an overview on whom and what the citizens voted for in the 28 EU States. As with the famous Pieter Bruegel’s painting “The Peasant Wedding”, the viewer loses himself in the many details and at first sees mainly those details which seem to be particularly dramatic. Since particularly striking are the triumphant joy dances of the blustering nationalists of the “Front National” in France, the victory howl of EU-hostile UKIP in the UK and the grimaces of the anti-establishment political clown Beppe Grillo in Italy. Even the victory of the left-wing populists in Greece and the first success of the German euro-sceptic party AfD (Alternative for Germany) cause something of a sensation.

But one should not lose sight of the whole picture, despite these glaring details. And the picture does not look so bad at all. The turnout has slightly risen (to 43.1%). But above all: more than 70% of Europeans voted for parties that support the European Union and the political road to the unification of Europe, even though with some criticism on single issues. And despite the many small splinter parties, the two major European political currents (Conservatives and Christian Democrats on the one hand, and Social Democrats on the other) substantially reasserted themselves, as the two smaller (Liberals and Greens) also did.

The strengthening of the parties on the left and on the right side is a warning sign, but it does not shake the EU to its foundations. Perhaps the long-term effect will even be positive. Actually, if the EU supporting political forces want to prevent the further growth of this fundamental opposition, they must do more than ever to make the European project progress. In particular, they must better explain Europe. Competition is good for business – even in politics.

At least as important as the election of the European Parliament was the presidential election in Ukraine, which took place on the same day. Especially in the east of the country, many people risked their lives again – this time with the ballot – in order to vote for their national self-determination and for further rapprochement with the EU. The same European Union, which for some EU skeptics in Western Europe is only the object of scorn and mockery, to millions of Ukrainians it is a lighthouse of prosperity, peace and tolerance. From this perspective, on 25 May the majority of the people voted for Europe and its values even in 29 (!) European countries. The founding fathers of a united Europe, despite some worry lines on the forehead, would probably have been proud after this historic day, had they had the possibility to live it.

Es ist nicht leicht, sich am Tag danach einen Überblick darüber zu verschaffen, wen und was die Bürger in den 28 Staaten der EU gewählt haben. Ähnlich wie in dem berühmten Gemälde mit dem Titel „Die Bauernhochzeit“  von Pieter Bruegel verliert sich der Betrachter des Bildes in vielen Einzelheiten und sieht zunächst vor allem jene Details, die besonders drastisch zu sein scheinen. Da fallen die triumphierenden Freudentänze der polternden Nationalisten des „Front National“ in Frankreich, das Siegesgeheul der EU-Feindlichen UKIP in Großbritannien und die Grimassen des Anti-Establishment-Politclowns Beppe Grillo in Italien besonders ins Auge. Auch der Sieg  der Linkspopulisten in Griechenland und der erstmalige Achtungserfolg der deutschen Euro-Skeptiker-Partei AfD (Alternative für Deutschland) sorgen für Aufsehen.

Doch sollte man angesichts dieser grellen Details nicht das Gesamtbild aus dem Auge verlieren. Und das sieht gar nicht so schlecht aus.  Die Wahlbeteiligung ist leicht gestiegen (auf 43,1 Prozent). Vor allem aber: Mehr als 70 Prozent der Europäer haben für Parteien gestimmt, die – bei mancher Kritik in Einzelfragen – die Europäische Union und den politischen Weg zur Einigung Europas unterstützen. Und trotz der vielen kleinen Splitterparteien konnten sich die beiden großen europäischen politischen Strömungen (Konservative und Christdemokraten auf der einen und Sozialdemokraten auf der anderen Seite) im Wesentlichen ebenso behaupten wie die beiden kleineren (Liberale und Grüne).

Das Erstarken der Parteien am linken und am rechten Rand ist ein Warnsignal, aber es erschüttert die EU nicht in ihren Grundfesten. Vielleicht ist der langfristige Effekt sogar heilsam. Denn wenn die tragenden politischen Kräfte der EU ein weiteres Anwachsen dieser fundamentalen Opposition verhindern wollen, müssen sie mehr tun als bisher, um das europäische Projekt voranzubringen. Vor allem müssen sie Europa besser erklären. Konkurrenz belebt das Geschäft – auch in der Politik.

Mindestens so wichtig wie die Wahl zum Europaparlament war die Präsidentschaftswahl in der Ukraine, die am selben Tag stattfand. Vor allem im Osten des Landes haben wieder viele Menschen ihr Leben riskiert, um  – diesmal mit dem Stimmzettel – für ihre nationale Selbstbestimmung und für die weitere Annäherung an die EU zu stimmen. Dieselbe Europäische Union, für die manche EU-Skeptiker in Westeuropa nur Hohn und Spott übrig haben, ist für Millionen von Ukrainer ein Leuchtturm des Wohlstands, der Friedens und der Toleranz. So gesehen haben am 25. Mai die Menschen sogar in 29 (!) europäischen Ländern mehrheitlich für Europa und seine Werte votiert. Die Gründerväter des vereinten Europa wären wohl trotz einiger Sorgenfalten auf der Stirn stolz gewesen nach diesem historischen Tag, wenn sie ihn noch hätten erleben können.